Freitag, 19. Februar 2021 / 

Keine Impfungen für Hochrisikopatienten – Das Dialysezentrum Kemnath ist stark von COVID-19 betroffen und kämpft um Impfungen, Tirschreuth versagt Impfungen!

Die Ärzte und das Pflegeteam im Dialysecentrum Kemnath sind hilflos. Sie behandeln täglich 50 Dialysepatienten, von denen bereits 22 mit COVID-19 infiziert wurden und bereits 2 sogar an den Folgen einer Corona-Infektion verstorben sind, 3 Patienten schweben noch in Lebensgefahr, viele Angehörige wurden bei der Pflege infiziert. Auch das Pflegepersonal des Zentrums ist teilweise infiziert, sodass es zu großen Personalengpässen kommt. 

So wird bei Corona dialysiert!

Dennoch haben die Dialysepatientinnen und -patienten aktuell keinen Anspruch auf eine Impfung: Laut Impfverordnung gehören sie nicht zu den Personen der höchsten Priorität, obwohl internationale Studien, wie die aus Kanada, belegen, dass Dialysepatienten eine vierfach höhere Sterblichkeitsrate haben. 

Die Situation der Dialysepatienten unterscheidet sich von allen anderen Hochrisikopatienten gravierend: Die mit COVID-19 infizierten Dialysepatientinnen und -patienten können sich nicht in häuslicher Quarantäne isolieren! Sie sind auf die lebenserhaltende Dialysebehandlung angewiesen. Dreimal pro Woche müssen sie in der Regel mit dem Taxi in das Dialysezentrum Kemnath fahren; sie erhalten dort für rund vier Stunden ihre lebensnotwenige Dialysebehandlung, weil ihre Nieren nicht mehr funktionieren. 

Sofern die Dialysepatienten eine Corona-Infektion haben, werden sie in separaten Räumlichkeiten, meist in zeitlich getrennten Schichten vom Ärzte- und Pflegeteam behandelt. Das Dialysezentrum arbeitet nach höchsten Hygienestandards, aber auch unter diesen Standards kann eine Ansteckung der anderen Dialysepatienten, des Pflegepersonals und der Ärzte nicht ausgeschlossen werden. 

Die Ärzte, Dr. Johannes Hägel und Dr. Andreas Reihl, haben mehrfach versucht, beim Landratsamt Tirschenreuth, dem Gesundheitsamt Tirschenreuth und beim zuständigen Impfarzt die Impfung ihrer Patienten zu bewirken. Das zuständige Impfzentrum könnte zudem vom Dialysezentrum entlastet werden, wenn mit Unterstützung eines mobilen Impfteams die Impfungen der Patienten und des Personals im Dialysezentrum durchführt würden. Besonders auf dem Hintergrund der hohen Infektionszahlen im Landkreis Tirschenreuth sollte die Impfstrategie sich nach den Hotspots richten, wie das eben in auch schon in anderen Regionen geschieht.

Dr. med. Johannes Hägel: „Kolleginnen und Kollegen in anderen Regionen z.B. in Bamberg, Dingolfing, Regensburg haben die Impfungen im Dialysezentrum bereits erfolgreich durchgeführt. In Bayreuth ist die Impfung in Planung. Wir sehen unsere Patientinnen und Patienten dreimal pro Woche und könnten so die Impfungen reibungslos organisieren. Wir sind auch personell an unserer Belastungsgrenze und wissen nicht, wie es weitergehen soll, falls sich noch mehr Pflegepersonal infiziert und in Quarantäne muss.“ 

Auch die Ängste des Pflegepersonals sind groß und die Kapazitäten des Dialysezentrums begrenzt. Sie sind auf die Impfungen angewiesen, um die lebensnotwendigen Dialysebehandlungen der Patienten aufrechtzuerhalten und die Corona-Ausbrüche im Zentrum eindämmen zu können.