Renale Anämie – Blutarmut bei Nierenschwäche (Niereninsuffizienz)
Die Ursache der renalen Anämie (Blutarmut bei Nierenschwäche) ist vielschichtig. Im Vordergrund steht eine verminderte Erythropoetinbildung bei chronischer Niereninsuffizienz. Erythropoetin (kurz: Epo) ist ein Hormon, das in der Niere gebildet wird und das Knochenmark zur Blutbildung anregt.
Epo ist in der Bevölkerung durch viele Dopingfälle (z.B. bei der Tour de France) bekannt geworden. Die Sportler haben dadurch den roten Blutfarbstoff (Hämoglobin) weit über normal gesteigert. Das Hämoglobin in den roten Blutkörperchen (Erythrozyten) ist unser Sauerstoffträger im Blut, welcher in der Konzentration durch die Epo-Therapie gewöhnlich ansteigt. So kann mehr Sauerstoff in gleicher Menge Blut zu den Organen transportiert werden, wodurch die körperliche Leistungsfähigkeit zunimmt.
Folglich ist die Epo-Gabe bei renaler Anämie bei nierenkranken Patienten von zentraler Bedeutung.
Daneben spielen andere Faktoren wie Eisenmangel (z.B. bei Unterernährung oder verminderter Eisenaufnahme), Blutverluste, eine verkürzte Erythrozyten-Überlebenszeit sowie Vitamin-Mangel-Zustände (wie Vitamin B 12 oder Folsäuremangel) eine große Rolle. Weitere relevante Ursachen sind chronische Inflammation (Entzündung), die auch bei der Urämie (Nierenvergiftung) zu einer Unterdrückung der Blutbildung im Knochenmark führt. Faktoren wie Herzschwäche, Unterernährung, Störungen des Knochenstoffwechsels können ihrerseits zur Blutarmut beitragen.
Blutarmut (renale Anämie) führt zu einer Minderung der Lebensqualität durch Abnahme der körperlichen und geistigen Leistungsfähigkeit.
Eine Anämie führt zu einer gesteigerten Herzarbeit, es kann zu Herzminderdurchblutung mit Herzschmerz (Angina Pectoris) kommen. Folge ist eine linksventrikuläre Hypertrophie (Herzmuskelverdickung).
Früher, in Zeiten wo das Erythropoetin noch nicht rekombinant hergestellt werden und somit zugeführt werden konnte, waren häufige Bluttransfusionen bei niereninsuffizienten Patienten und insbesondere bei Dialysepatienten notwendig. Dabei kam es häufiger zu Komplikationen wie Übertragung von Infektionskrankheiten, die jetzt im Zeitalter von Erythropoetin deutlich seltener auftreten. Auch für Patienten auf der Nierentransplantationswarteliste hat sich dies positiv ausgewirkt. Durch Bluttransfusionen können Antikörper vom Körper gebildet werden, die sich dann negativ auf das Transplantat-Überleben auswirken können.
Auf welchen Wert sollte das Hb (Hämoglobin) angehoben werden?
Namhafte Studien (z.B. CHOIR-, CREATE-, TREAT-Studie) haben untersucht, ob es sinnvoll ist, das Hb bei nierenkranken Patienten und Dialysepatienten auf den Normwert zu steigern. Alle Studien kamen im Prinzip zum gleichen Ergebnis, unter Normalisierung traten relevant mehr kardiovaskuläre Ereignisse wie Thrombosen und Schlaganfälle auf – weshalb man einen Zielwert des Hämoglobins von 10-11 g/dl erreichen möchte, deutlich unter der Normalbevölkerung liegend. Der Normalwert des Hämoglobins liegt bei Männern bei 14-18g/dl und Frauen bei 12-15g/dl.
Ursachen für unzureichendes Ansprechen auf Erythropoetin
Häufige Ursachen der Anämie:
Eisenmangel, Entzündung, Infektionen, Unterdialyse (zu kurze Dialyse), Hyperparathyreoidismus, Blutverluste, Malnutrition (Unterernährung)
Seltene (Sekundäre) Ursachen der Anämie:
Folsäuremangel, Vitamin B 12-Mangel, Hämolyse, Knochenmarkserkrankung (Myelodysplastisches Syndrom), Hämoglobinopathien, L-Carnitinmangel, Anti-Epo-Antikörper (Pure red cell aplasia), Aluminiumtoxizität
Renale Anämie